Montag, 12. November 2012

Auf Wiedersehen!

Für alle, die diesen Blog verfolgt haben und die es noch nicht wissen: Wir sind wohlbehalten in Stuttgart auf dem Flughafen angekommen! Alles hat gut geklappt, auch der Zoll hat gut mitgespielt - die Heimat hat uns wieder!

Danke noch mal, Sebastian, für deine Begleitung dieser Reise. Es hat Spaß gemacht!
Auch mit euch anderen!




Samstag, 10. November 2012

Der letzte Tag!



Sonntag!
Jonas hat Geburtstag. 
Ich bereite mit Renate das Frühstück vor, als er an mir vorbeigeht, guckt, und weitergeht... Ich peile nichts. Da kommt Sebastian zu uns in den Essbereich, drückt uns Frauen je eine Trommel in die Hand, lockt uns in Jonas´ und sein Zimmer (“Kommt mit, vertraut mir!”) und stimmt zu einem Trommelwirbel an: “Happy Birthday to you!..”
Ach ja, stimmt ja! Gestern Nacht um 23.30 h hatte ich noch dran gedacht J
Jetzt gibt's dann erstmal Frühstück.

Der Gottesdienst beginnt hier um 9 Uhr, sagt Yacouba. Aber wir könnten uns Zeit lassen. Er geht schon mal. Gegen 9.30 h ruft er aber Renate an, dass es gut ware, wenn wir jetzt kämen. Es sind anscheinend genug Leute da, um anfangen zu können J.

Wir gehen mit einigen zu Fuß, Levi auch. Die Strecke war ich noch nicht gegangen, immer nur mit dem Auto gefahren. Naja, war ja bisher sowieso nur einmal zum Gebetsabend. Es ist nicht weit. Aber die Sonne hat schon wieder angefangen zu powern. Levi zeigt uns seine Abkürzung. D.h. eigentlich geht er einfach da entlang, wo er gehen will, es ist ihm egal, ob wir hinterher kommen oder nicht. Renate, die gerade mit dm Auto um die Ecke kommt, findet es aber besser, wenn er zumindest beobachtend begleitet wird. Jonas und ich folgen ihm.

Wir sind da. Der Gesang lockt an, ist weit zu hören. Ich bin überrascht, dass es so voll ist. Renate meint allerdings, es sei nicht besonders gut besucht. Weiß gar nicht, wo weitere Besucher hätten sitzen sollen.

Es wird ein bunter,  abwechslungsreicher Gottesdienst. Sehr angenehm, dass wir als Weiße gleichberechtigt dazu gehören und nicht noch extra begrüßt oder gar auf besodnere stühle gesetzt werden, wie das oft üblich ist. Die einzelnen tribes (Stämme) kommen nach und nach nach vorne und singen ihre speziellen Lieder. Das ist schon etwas Besonderes. Die bunten Gewänder sind wunderschön, die Menschen auch!

Die Predigt von Yakouba wird in verschiedene Sprachen bersetzt. Er predigt französisch, so dass auch wir Übersetzung brauchen. Manche Übersetzung ist offensichtlich, die Übersetzer stehen vor einer Gruppe von Leuten; andere sind eher kleiner Clubs wie wir, die zusammensitzen und ihre Übersetzung bekommen. Renate sagt, dass es hier 13 Sprachen gibt.
Total interessant!
In die Predigt eingebaut sind immer vierschiedene “Theaterstücke”; das heißt, dass Yakouba an bestimmten Stellen irgendwelche Personen nach vorne holt und Szenen mit ihnen stellt. Die Gottesdienstbesucher finden das weitgehend sehr lustig. Er predigt zu Matthäus 5, ab Vers 38. Harter Text. Aber die Menschen sind innerlich dabei. Fazit: “Be nice!” J (Zusammenfassung von Matthäus 5, 38 ff) Das war dann später beim Abendessen ein geflügeltes Wort…

Nach dem Gottesdienst gehen wir nochmal kurz ins guesthouse zurück. Als wir alle beieinander sind, verteilen wir uns in die Autos und fahren zu einem Hotel zum Mittagsbüfett. Wir haben als Gruppe als Dankeschön die Familie Seydou und Tanja eingeladen.

Das Programm danach ist unterschiedlich. Reiner hat nochmal einen Termin mit der Koordinatorin der Waisenkinder, um noch Fotos von den Kindern zu schießen; Tanja fährt mit Sebastian, Jonas und Daniel in ein afrikanisches Museum, und ich begleite Renate zum Markt, weil sie noch einige Dinge
nachkaufen muss, die mit nach Deutschand gehen.

Das ist doch mal ein Markt! Er erinnert mich total an den arabischn Markt in Jerusalem, enge Gassen, kleine Stände und alles dicht an dicht!
Da Renate sich hier auskennt, finden wir in diesem Labyrinth ziemlich schnell den Kettenstand, wo wir erstmal ausführlch einkaufen. Der Händler macht ihr schließlich einen guten Preis, von dem sie total überrascht ist. Nach diesem erfolgreichen Einkauf verlassen wir den Markt, den die Taschen, die wir noch brauchen, gibt es woanders.
Diesmal sind es eher kleine Läden, die wir vorfinden. Auch hier sind wir erfolgreich und können nun nach Hause.

Jetzt wird gepackt. Zuerst meine eigenen Klamotten, was ja schnell geht, und dann die Koffer, die nun leer sind mit den Dingen, die nach Deutschland mitgenommen warden sollen. Wir bekommen nach anfänglichen Schwierigkeiten alles unter.

Das Abendessen wird vorbereitet, ein neuer Gast vom Flughafen abgeholt.
Es ist Wolfgang Groß, der Leiter von Humedica international. Er sit heir kein Unbekannter.
Ich helfe Renate schnell, mein Zimmer zu räumen und sauber zu machen, dann kann er einziehen. Wir sitzen nun und warten auf unseren Abflug.

Inzwischen schneien hier die verschiedensten Leute rein. Erst  kommen Nils und Miriam mit ihren drei Mädchen. Sie wollen Wolfgang begrüßen und das Tagesprogramm für morgen abklären. Danach erscheinen zwei Freundinnen von Tanja.

Aber alle bleiben nur kurz, um sich/uns zu verabschieden.

Die letzten zwei Stunden vergehen mit diversen Reisevorbereitungen, Fotos umkopieren etc.
Gegen 9.45 h sitzen wir in den Pickups; außer Yakouba fährt noch Nils mit zum Flughafen – und natürlich Tanja. Renate bleibt zu Hause.

Danke den Seydous für diese bereichernde, intensive Zeit in ihrem guesthouse!
Wir bleiben in Kontakt!

Vielleicht noch die Flughafengeschichte:
Drei von uns (Jonas, Sebastian und ich) haben ja jeweils einen Koffer voll mit Mitbringseln für Deutschland. Einige Dinge darin sind zu verzollen. Diese Dinge hat Tanja alle auf eine Liste geschreiben, sie ist abgestempelt und unterschrieben und der Zoll ist bereits bezahlt.
Also alles gut, sollte man meinen. Doch irgendwie soll nun doch noch kontrolliert warden. Wir werden herausgewunken und müssen in einen extra Raum. Dort stehen unsere drei Koffer. Sie wollen sie öffnen lassen, doch nachdem Sebastian den unterschreibenen Zettel gezeigt hat, muss irgendwie der Stempel überzeugt haben – jedenfalls ist nun doch alles gut und wir können zu den anderen zurück.

Bin ja gespannt, ob das alles  gut in Deutschland ankommt…

Jetzt sitzen wir hier in der Wartehalle und sind im Grunde viel zu früh hier. Der Flug geht erst in eineinhalb Stunden! Doch alle waren der Meinug gewesen, dass man bei afrikanischen Flughäfen nie genau weiß, wie lange das dauert.

Gut, dass wir unsere elektronischen Geräte haben J
Die Apple-Gemeinschaft sitzt wieder zusammen…

Sarando

Als ich um 7.30 h aus meinem Zimmer komme, steht dort bereits Jonas, Sebastian erscheint ebenfalls. Sie sind tatsächlich wild entschlossen, mit einigen Jugendlichen von hier bei jetzt bereits 30 Grad Fußball spielen zu gehen!
Zusammen mit Renate bereite ich inzwischen das Frühstück vor, backe noch Brötchen - um 9 Uhr sind die beiden zurück, völlig geschafft. Wir setzen uns zum Frühstück hin - da kommt Daniel hereingeschlurft. Er ist reichlich grün um die Nase und sieht nicht gut aus. Er sagt dann auch etwas von Bauchkrämpfen und den üblichen Reaktionen des Magen-Darm-Traktes...Oh weia.  Vielleicht hat Renate als Krankenschwester ein Mittel. Sie und Yakouba sind im Moment nicht da, haben ein Meeting von 9 - 10 Uhr. Wir müssen abwarten.
Ja, sie hat ein Mittel. Sebastian und Jonas, die sich mit Daniel ein Bad teilen,  beantragen das Mitnutzungsrecht für "meine" Toilette - genehmigt :-)
Doch nun geht´s auf nach Sarando. Daniel bleibt hier, will schlafen.
So können auch Levi und Sarah noch mitkommen. Die beiden Kinder und ein weiterer Mitarbeiter von HIS nehmen hinten auf dem Pickup Platz. Der HIS-Mitarbeiter will in Sarando fischen gehen, Levi auch.

Los geht´s pünktlich nach afrikanischer Zeit um 10 Uhr (10.41 Uhr MEZ :-)).  Die Richtung ist die Gegenrichtung zu Kollo, wohin unsere bisherigen Touren gingen. Wir müssen über eine der Brücken, die über den Nil führen.
Es gibt hier zwei Brücken: Die traditionelle, die es schon immer gab und die neue, seit kurzer Zeit erst von den Chinesen erbaut wurde.
Die traditionelle Brücke wird mehr befahren als die von den Chinesen erbaute, erklärt uns Yakouba. Das bekommen wir dann auch zu spüren, denn hier fahren wir auch lang. Stau! Auf der linken Fahrspur ist ein breiter Lastwagen liegengeblieben. Jetzt fädeln sich immer wieder Autos von der linken Fahrspur auf die rechte, entgegenkommende, um an dem dicken Pott vorbeizukommen. Dann staut sich natürlich der rechte Fahrtstreifen.
Aber für uns ist das ganz interessant. Denn das gesamte Brückengelände hängt voll von Klamotten, die in der Sonne trocknen sollen! Unten im Fluss wird eifrig gewaschen.

Yakouba sagt, das sei das Waschcenter von Niamey. Die Leute geben hier ihre Wäsche ab, die wird dann hier gewaschen und auf dem Brückengelände getrocknet. Jonas will nicht nur aus dem Auto Fotos machen, sondern mal raus - wir stehen sowieso. Yakouba kann gerade noch bemerken, dass er dann aber gucken muss, wenn der Verkehr weitergeht, er würde dann fahren und Jonas müsste zusehen, wie er schnell ins Auto kommt.

Da macht Jonas auch schon die rechte Seitentür auf, es gibt einen Knall, und die Tür ballert gegen einen Motorradfahrer, der gerade versucht hat, sich rechts an unserem Pickup vorbei zu fädeln. Jonas entschuldigt sich sofort, der Fahrer sitzt etwas benommen auf seinem Motorrad - zum Glück wirklich nur vor Schrecken. Passiert ist nichts. Auf Yakoubas Nachfrage schmeißt der Motorradfahrer auch schon wieder den Motor an, winkt ab und fährt weiter.
Jonas ist erstmal kuriert und steigt wieder ins Auto. Es geht auch gerade weiter.
Er muss sich die nächsten Kilometer noch ein paar Frotzeleien gefallen lassen wie: "Oh, guck mal, da vorne sind ein paar Mopedfahrer, die könnte man etwas ausbremsen - und - jetzt - Tür auf!"
Natürlich nicht. Aber so ist das Leben...

Die erste Station, die wir anfahren und die quasi am Weg liegt, ist eins der Projekte von HIS: Ein nicht sehr großes Gelände, auf dem es zur Zeit eine Wohnhütte gibt, die von einer Familie bewohnt wird, dann ein Container, von Deutschen als Werkstatt eingerichtet und ein festes Gemeindehaus, eine Kirche, die gegen das Gemeindezentrum in Niamey direkt großzügig wirkt. Das Haus hat ein festes Dach, mit Mauern umgeben, und sogar ein eingebautes Taufbecken! Aber das wird zur Zeit noch nicht genutzt, im Moment finden die anfallenden Taufen im nahen Niger statt.
Ihnen fehlen noch Sitzplätze, Stühle. Zur Zeit gibt es ein Sammelsurium an Stühlen, und wenn nicht nur 15  Leute kommen, sondern vielleicht 20 oder mehr, muss der nahe Hausbesitzer seine eigenen Stühle mitbringen.
In der Ecke stehen drei mechanische Nähmaschinen. Hier werden Frauen im Nähen unterrichtet.
Strom gibt es  hier nicht, allerdings eine Wasserpumpe, die die Trinkwasserversorgung gewährleistet.
Hinter der Kirche ist ein betoniertes Volleyballfeld.
Der Plan ist, dieses Gelände mit Wohncontainern für Bibelschüler auszustatten, die hier wohnen und projektartig auf dem Gelände arbeiten können.
Die Bibelschule selber liegt 1 km weiter im Busch.
Dorthin fahren wir jetzt. Zu Fuß wäre vielleicht rückenschonender gewesen  :-)
Da das Auto fourwheeled ist, kommen wir da irgendwie durch die Büsche und landen dann in einem großen Gelände, das die Gemeinde anscheinend für Feste etc. nutzt. Es gibt ein paar Kinderspielgeräte (z.B. die auch bei uns allseits beliebte Seilbahn), eine Torwand aus Autoreifen, ein Ballfeld.
Dann einen schönen überdachten Platz, an dem wir dann später auch sitzen; dieser Platz wird für Seminare und Schulungen genutzt.
Yakouba führt uns weiter in das Gelände hinein. Verschiedene kleine Argrarprojekte sind hier angelaufen. In kleinen Feldern werden z.B. Zwiebelpflanzen oder Salatpflanzen gezüchtet. Einige Tiere wie Kühe und Ziegen gibt es, ebenso Hühner. Ein großer offener Container dient als Teich für Fischzüchtung (Tilapia, sagt Yakuoba).
Das Projekt ist beeindruckend. Auf diesem Gelände sollen die Bibelschüler zum einen zu Evangelisten und Pastoren ausgebildet werden, aber auch gleichzeitig mit dem Anbau von verschiedenen Produkten vertraut werden.

Unser Fußmarsch führt uns hinunter zum Niger. Levi und der Mitarbeiter von HIS haben sich bereits angelfertig gemacht. Sarah geht mit uns zusammen weiter. Wir kommen in ein Dorf. Es hätte ca. 2000 Einwohner, sagt Yakuoba.


Wir erleben einen interessanten Dorfbesuch. Viele Hütten in Sarando sind durch die Überschwemmung zerstört, man beginnt hier und da mit dem Wiederaufbau. Je tiefer wir in das Dorf hineinkommen, desto mehr Kinder heften sich an unsere Fersen. In einer Hütte wird uns ein Mädchen gezeigt. Es ist von einer Schlange gebissen worden. Das Gift hat einen Teil von ihrem Fuß förmlich weggefressen, es sind nicht besonders gut aus.
Ich habe keine Ahnung, auf welche Weise diesem Mädchen geholfen wird oder ob der Körper sich selbst helfen muss. Da müsste dringend etwas Entzündungshemmendes drauf!

Einer der Kinder, ein Junge, hat ein Fotohandy, mit dem er uns pausenlos fotografiert. Ich denke, er ist sehr stolz darauf und will zeigen, dass er so ein Ding besitzt. Kann mir nicht vorstellen, dass er die Fotos anders als auf seinem Handy anschauen kann. Wo sollte es hier einen PC geben?

An einer Lehmhütte ist oben eine Solarzelle angebracht. Yakouba grinst: "For business."
Als wir die Zeltplane vor dem Eingang zurückschlagen, wissen wir, was er meint. Die Solarzelle speist eine Batterie, und an die widerrum ist eine selbstgebaute Ladestation für vielleicht 20 Handys auf einmal angeschlossen. Hier kann man für etwas Geld sein Handy aufladen lassen!



Denn ansonsten gibt es in diesem Dorf keinen Strom.  Das ist Afrika: Die Hirse wird per Hand verlesen und gesiebt, doch Handys müssen sein, und man findet sogar eine Lösung, um sie benutzen zu können!

Wir haben viel gesehen. Es ist mittlerweile heiß, die Mittagssonne brennt. Wir ziehen uns in den überdachten "Seminarraum" zurück - Schatten! Wir holen uns unsere Wasserflaschen aus der Kühltasche - Fragestunde. Yakouba erzählt uns die geplanten Ideen für dieses Gelände. Das Dorf hat eigentlich nichts damit zu tun. aber sie sind freundschaftlich verbunden, und natürlich möchte Yakuoba hier auch gerne Menschen für den Glauben gewinnen.

Levi kommt. Er hält einen kleinen Fisch zwischen den Fingern und hält ihn stolz hoch. Yakouba fragt: "Is he still alive?" Ja, Levi meint es. Da weist ihn sein Vater an, den Fisch in die Fischzüchtungsbox hineinzuwerfen, er darf noch wachsen.
Dann erzählt er uns eine nette Geschichte von Levi, als er noch kleiner war. Levi hatte von irgendwo einen Fisch bekommen oder gefangen, den er dann den ganzen Tag herumtrug, weil er ihn mit nach Hause nehmen wollte. Seine Eltern sagten immer wieder, dass der Fisch tot sei und er ihn weg tun soll, er stinkt bereits. Doch Levi antwortete nur: "Er lebt noch. Er hat ja die Augen offen!"

Gegen 14 Uhr setzen wir uns wieder ins Auto und fahren zurück.

Unser guter Engel Renate ist bereits dabei, ein Essen zu machen. Ja, und wenn es dann fertig ist, essen auch fast alle, obwohl sie erst meinten, dass wir das nicht brauchen.
Ich bin hier ständig satt, was sicher auch an der Wärme liegt.

Für heute ist kein weiteres Programm geplant. Glaube ich jedenfalls :-)

Die Fußballspieler sind platt, der Marsch durchs Dorf hat ihnen den Rest gegeben - Siesta! Reiner findet, dass das eine gute Idee ist - Siesta! Daniel sieht zwar ein bisschen besser aus, fühlt sich aber noch für keine Unternehmung in der Lage - Siesta!
Sabine: Schreibt Tagebuch :-)

Der Rest des Tages vergeht mit Listen schreiben (für den Zoll, denn für das Ausführen von Holztieren und anderen Dingen aus Holz muss Zoll bezahlt werden!),  Tanja rechnet später noch die Benzinkosten aus, die die Autos hatten, und legt sie auf uns um.
Heute wird außerdem gegrillt, unser letzter voller Abend sozusagen.
Jonas regelt die Sache mit dem Grill, ständig den massiven Attacken durch die Heuschreckenplage ausgesetzt. Levi hat seinen Spaß an den Heuschrecken. eR fängt welche und versucht sie zu grillen. Wenn das gelingt, knabbert er sie weg und meint, dass sie echt gut wären...

Abendessen: Daniel ist wieder mit dabei und hat Hunger - ein gutes Zeichen! Und er isst auch mit. Wir wünschen ihm von Herzen, dass das gut geht!

Hab ich schon den Wohnzimmerfußball erwähnt? Der neuste Sport einiger unserer Gruppe: Die Männer spielen mit den Kids im großen Wohnbereich Fußball! Da kannst du nur noch deinen laptop und dein Wasserglas retten!

Und die allgemeine Mediensucht? Besonders das Autorennen auf den iPads ist so beliebt geworden, dass auch Yacouba nach diesem Spiel fragt und es auf sein Pad bekommt - für die Kinder natürlich :-)

Der Abend wird noch recht lang, soviel muss bedacht werden, denn morgen wird nicht mehr so sehr viel Zeit sein, bis zur Abreise noch Vorbereitungen zu treffen....





Freitag, 9. November 2012

Kollo Klinik

Wir wollen heute um 8.30 h aufbrechen, um zur Besichtigung in die HIS-Kinik zu fahren.
Renate winkt mich in die Küche, als ich auf der Bildfläche erscheine und lotst mich zur Kühltruhe. Ich schaue rein - drinnen liegt gleich obenauf eine zerplatzte Cola-Flasche; der Inhalt hat sich aus dem zerbrochenen Glas gequält und sich teilweise auch in tiefere Schichten ergossen. "Sebastian," sagt sie und grinst. Stimmt, er hatte gestern schon eine Colaflasche eingefroren, sie aber rechtzeitig wieder rausgenommen. Diese hier hat das Frieren über Nacht nicht überlebt. Als Sebastian erscheint, lockt Renate ihn ebenfalls zur Truhe und lässt ihn hineinschauen. Das ist er:


Er sieht etwas betreten aus, oder?  :-)
Naja, zu Hause sind die Colaflaschen aus Plastik, das platzt normalerweise nicht - aber hier sind sie aus Glas! Das muss zu seiner Ehrenrettung gesagt werden...
Pünktlich um 8.30 h afrikanischer Zeit (im Ernst, es ist erst 9.15 h!) fahren wir los, wieder mit zwei Autos. Tanja ist mit dabei und Britney auch wieder. Diesmal gründen wir ein Frauenauto bei Tanja, mit der einzigen männlichen Besetzung von Daniel.

In der Klinik werden wir bereits erwartet.


Ich bin sehr überrascht: Da steht quasi mitten in einer Steppenlandschaft ein gut eingerichtetes Krankenhaus mit den bestmöglichsten Ausrüstungen! 
Anfang 2009 wurde nach langjähriger Bauphase in der Stadt Kollo der „Complexe de Santé Hosanna“ eröffnet. Knapp 35 Kilometer südlich der Hauptstadt Niamey wird dieses Krankenhaus von humedica in Kooperation mit der Partnerorganisation Hosanna Institute du Sahel geleitet. 
Das Krankenhaus deckt die Versorgung von Schwangeren und Neugeborenen ab, ebenso auch die medizinische Versorgung von Kleinkindern. Kinder bis 5 Jahren werden hier umsonst behandelt. 

Apparate aus Deutschland ebenso wie Medikamente und andere Materialien sind hier vorhanden. Ein großer kühler Lagerraum macht die Einlagerungen eines größeren Bestandes von Medikamenten möglich. Wir besichtigen ein Labor (das gerne größer sein könnte, sagen die medizinischen Helfer), es gibt Unterbringung in Mehrbettzimmern, auch Versorgung mit Lebensmitteln bei längerem Aufenthalt, 
eine Wartehalle und eine Apotheke. Alles ist sehr sauber gehalten. Die Klinik benötigt allerdings weitere Zimmer mit Betten, in erster Linie eine richtig funktionierende Küche (derzeit ist die Küche eher etwas improvisiert), eine gute Sanitäranlage und noch einiges mehr. 
Außerdem wird dringend ein weiterer Arzt gebraucht, denn bisher wird das Krankenhaus von nur einem Arzt geführt.



Wir haben eine Fragestunde mit Miriam und Nils. Miriam ist die Koordinatorin von Humedica und erklärt uns die Arbeitsweise der Klinik und die Unterschiede zu anderen Kliniken. Sie erzählt bewegende Einzelgeschichten aus dem Alltag der Klinik und seines Personals, so dass man den Eindruck bekommt, dass es eine Arbeit ist, die wirklich mit viel Herz und Verständnis für die Menschen geschieht. 

Zu 14 Uhr fahren wir aus terminlichen Gründen wieder nach Niamey zurück. Tanja und Daniel haben noch ein meeting. Der Rest von uns pausiert nun erstmal, doch nicht lange. Um 16 Uhr findet in der Gemeinde erstmalig ein Jugendgruppentreffen statt. Jonas, Sebastian und Reiner gehen los, um sich die Sache mal anzusehen. 

Ich beginne nun schon ziemlich bald, Renate bei den Abendessenvorbereitungen zu helfen. Heute erwarten die Seydous Besuch, ihre amerikanische Freunde. Die Familie mit drei Mädchen kommt gegen 19 Uhr und bringt ihren Anteil am mexikanischen Essen mit.

Der Rest des Abends vergeht mit Essen und Unterhaltung. 

Exkurs: Heute während einer Autofahrt habe ich mir von Daniel erstmal die foodbank - Sache erklären lassen. Natürlich war mir klar, was eine foodbank ist, nämlich ein kleiner oder auch größerer Kornspeicher, der für ein Dorf errichtet wird und in den Kornsäcke, hier im Niger meistens Hirse, eingelagert wird für die Zeit, in der es die Hirse nur sehr teuer gibt.
Was ich nicht verstanden hatte war, wozu ein Dorf sich so ne Hütte sponsern bzw. spenden lassen muss. Warum können die sich nicht einfach so´n Teil da hinstellen, ohne dass das von irgend einer deutschen Firma oder Organisation erst angestoßen werden muss...
Okay, jetzt habe ich es so verstanden: Eine Dorfgemeinschaft beschließt, dass man für das Dorf so eine foodbank haben will. Dann wird beim Gouvernement ein Antrag gestellt, der geprüft wird und in dem die Bedürftigekeit nachgewiesen werden muss. Wenn dann der Antrag genehmigt ist, kann das Geld fließen. Kosten entstehen durch das Material: für foodbanks wird Zement genommen (teuer!), außerdem wird das Dach speziell gegen Regen gesichert (teuer!), die ganze Bude wird termitensicher gemacht und gegen Termiten versiegelt (teuer!), und der Boden muss mit einer Spezialfolie ausgelegt werden. Es muss Trockenheit und die richtige Temperatur gewährleistet sein. Alle diese Anforderungen kosten das Geld, dass so eine Dorfgemeinschaft nicht hat. Und hier kommen nun die Sponsoren ins Spiel. Das sind dann in unserem Fall deutsche Firmen.

Ich hoffe, ich habe das richtig wiedergegeben.


Das hier ist die foodbank, die wir besucht haben



Donnerstag, 8. November 2012

Kollo: Moli, ein Dorf bekommt eine foodbank



Wache wieder um 7 Uhr auf. Ich möchte ja heute morgen noch Roggenbrötchen backen. Also mach ich mich schnell fertig und gehe in die Küche. Es duftet eigentlich schon die ganze Zeit bis in mein Zimmer. Renate wollte Muffins backen, sie scheint schon voll in Gange zu sein. Ja, hab mich nicht getäuscht. Und: Die Roggenbrötchen sind auch schon fertig! Renate hatte meine gestern Abend zurechtgestellte Schüssel entdeckt und das dazugestellte Mehl...
Tanja kommt: Ob wir jetzt los fahren könnten.

Wie, jetzt? Jonas, Sebastian und Daniel schlafen noch, gefrühstückt hat noch niemand. Sie meint, es müsste jetzt doch losgehen, die Tour, die zumindest Daniel heute noch vor hätte, wäre sonst nicht zu schaffen.
Im Gegensatz zu sonst bricht nun ein wenig Hektik aus: Renate und ich stellen schnell das Frühstück bereit, Reiner versucht, die anderen zu wecken. Daniel ist schnell fertig, Jonas und Sebastian müssen sich erst mal sortieren.

Ja, und irgendwie finden wir uns dann doch im eher im afrikanischen Tempo wieder, frühstücken noch ganz gemütlich, bis es dann mit zwei Autos los geht.

Auf nach Kollo! Zum Bürgermeister gehen diesmal nur Tanja und Daniel rein. Es geht darum, vielleicht eine Eskorte zur 2. Foodbank zu bekommen. Der Rest unserer kleinen Gruppe verlustriert sich  draußen, schäkert ein wenig mit einem verschlafenen Chamäleon und gönnt sich im Schatten eine kalte Cola.



Die Sache mit der Eskorte klappt, der Bürgermeister hat es geschafft. Und so steigen 2 Soldaten hinten auf unseren PickUp.

Auf geht´s nach Moli!
Interessant wird es, als die beiden PickUps plötzlich in ein Gelände ohne erkennbaren Weg hineinfahren; es geht über Baumwurzeln und Unebenheiten, plözlich steil bergab und rein in die Büsche. Wir landen vor einem breiten Fluss. Hier ist normalerweise kein Fluss. Was wir sehen, ist eine der Folge der Überschwemmung.

Zwei kleine Boote, gerade so breit, dass ein Mensch darin sitzen kann, aber mit mehreren „Bänken“ hintereinander, liegen am Ufer. Moment, sind das vielleicht unsere Fähren? Ja, Tanja bestätigt es. Na, nu wird’s aber richtig gut! Schnell taxieren wir, mit wem wir denn in ein Bott steigen würden und werden...die erste Mannschaft sitzt, Boot voll. Es wackelt, muss erst mal ausbalanciert werden. Bloß nicht bewegen!
Vor mir sitzt der Fährmann, dann ich, hinter mir auf der breitesten Bank Tanja neben Jonas, danach hat Daniel einen Platz gefunden, und ganz hinten sitzt der Ruderer, der mit nur einem Paddel das Boot vorwärts bewegt.
Hui, hat aber gut Tiefgang, unser Bötchen! Ich fasse mit meinen Händen an den Bootsrand – muss es mir zu denken geben, dass die Fingerspitzen sich im Wasser befinden? Daniel zumindest findet das extrem besorgniserregend.
Äh, haben wir heute schon um Bewahrung gebetet? Nicht wirklich, oder? Sicher ist sicher, und so betet Tanja gerade noch rechtzeitig für eine gute und bewahrte Überfahrt... Ich überlege inzwischen, was ich mit meinem kleinen Rucksack, genauer mit meinem Fotoapparat mache, wenn wir gleich im Wasser landen werden. Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, das Ganze afrikanisch auf dem Kopf zu drapieren?
Doch Tanjas Gebet wird erhört, wir kommen einigermaßen trocken am anderen Ufer an. Als wir uns umdrehen, hat unser zweites Boot noch gar nicht abgelegt. Nanu, sie steigen ja wieder aus! Was ist da los?

Wir erfahren erst später, dass das Boot leck war und erst ein anderes kommen musste, bevor die zweite Mannschaft zusammen mit Sebastian und Reiner übersetzen konnte.

Wir gehen inzwischen schon mal ins Dorf. Der Dorfälteste bzw. Häuptling begrüßt die Männer (Tanja und mich würdigt er keines Blickes) Tanja erklärt mir, dass man hier als Frau nie einem Mann die Hand entgegenstrecken dürfe, um ihn zu begrüßen, sondern dass man warten müsste, bis er der Frau die Hand entgegenstreckt. Nun gut, ich MUSS nicht zwangsläufig jedem die Hand geben, soll eh nicht besonders hygienisch sein J



Wir durchwandern das Dorf Moli ein Stückchen, bis wir zur foodbank kommen, einem Hirsespeicher, in den derzeit alle Hirse eingelagert wird, die aufgekauft werden kann. Der Hirsepreis ist im Moment höher als normal wegen der Flutkatastrophe und der dadurch bedingten schlechten Ernte. Dennoch sorgen die Dorfbewohner vor. Der Speicher ist über Alpensolar initiert. Die Dorfbewohner zeigen uns, wie sie die Säcke befüllen, um sie dann einzulagern.

Inzwischen haben sich immer mehr Menschen zusammen gefunden, um diesem Schauspiel beizuwohnen und sicher auch in erster Lienie die interessanten Weißen zu besichtigen.
Immer mit dabei unsere zwei uns eskortierenden Soldaten. Jonas versucht sich in die Büsche zu schlagen und das Dorf ein bisschen auf eigene Faust zu besichtigen. Sofort hat er einen soldier an seiner Seite, der für seine Sicherheit sorgt. Ich glaube, so was ist  ihm auch noch nicht passiert!

Da wir ja so gut wie alle kein ordentliches Französisch können, sind wir immer wieder auf Tanjas Übersetzungen angewiesen. Zwei nette Begegnungen gibt es dann aber doch, in denen wir eigeninitiativ werden können: Eine junge Frau mit einem Baby auf dem Rücken, die Hirse stampft, kann englisch.
Sie erzählt uns, dass sie vier Kinder hat und ihr Mann zur Arbeit ist; kurz darauf taucht er allerdings auf, so dass sie ganz stolz verkünden kann: Das ist er!
Eine ebenfalls sehr nette Begegnung hat Jonas mit einem Mann, der englisch kann. Der zeigt ihm einfach auf eigene Faust ein paar Dinge im Dorf und erzählt. Und schließlich stellen sie einander noch ihre Mütter vor - der gute Kontakt ist perfekt!

Als Abschluss unseres Besuches in Moli gibt es eine Generalkonferenz mitten auf einem Platz, glücklicherweise im Schatten. Jetzt geht’s hier dreisprachig ab: Daniel fragt in deutsch, Tanja übersetzt  französisch, ein weiterer Mann in die Stammessprache vor Ort. Möchte nicht wissen, welche Inhalte da überhaupt noch ankommen!

Rundherum steht eine Menge von Kindern. Eine größere Gruppe von Frauen hat sich ebenfalls dazu gesellt, sie sitzen auf der Erde etwas abseits, schräg hinter den Männern. Wir dürfen auf Stühlen sitzen.

Fragen nach dem Hirsepreis u.ä. werden durchgeredet, und zum Schluss geht man auseinander mit dem guten Gefühl,  einander Nettes gesagt zu haben und sich gut zu verstehen. Das halbe Dorf begleitet uns dann noch zu den Kanus, denn nun geht es auf dem gleichen Weg über den Fluss wieder zurück.
Da es schon einmal geklappt hat, haben wir jetzt keine Sorge, dass es auch diesmal wieder klappen wird.

Daniel und Tanja fahren mit ihrer Leibwache weiter, für uns beginnt die Rückfahrt.

Im guesthouse kleiner Snack, kurzer Relax – und dann brechen Sebastian, Jonas, Renate und ich Richtung Markt auf. Renate führt uns zuerst zu einem craftsmarket, wo man neben den Waren auch ihre Herstellung sehen kann – ein interessantes Konzept.

Doch weil wir noch nicht alles gefunden haben, was wir suchen, fahren wir weiter. Das Stadion von Niamey wird sichtbar! "Angucken, angucken!" Renate sieht darin kein Problem, und so landen wir dann im Stadion. Dort trainieren zwei Mannschaften. Ein dummer Satz von Jonas oder Sebastian bringen Renate dazu, mal nachzufragen, ob es möglich wäre, mit den Fußballspielern zusammen ein Foto zu machen. Ja, klar, geht! Alle haben Spaß, als sie sich Foto-bereit aufstellen und inklusive Jonas und Sebastian ein Foto geschossen wird. Später versuchen Jonas und Sebastian, Reiner weiszumachen, dass wir im Stadtion von Niamey die Nationalmannschaft beim Training angetroffen haben und dass diese bereit war, sich für ein Foto mit ihnen zu präsentieren... Und das Beweisfoto hätten wir gleich mit dabei!

Renate fährt uns noch zu einem zweiten Markt, der mehr das Allgemeinkaufgefühl bedient. Dort wird Jonas fündig und handelseinig, denn Handeln gehört zum Geschäft.

Der Abend mit dem gemeinsamen Essen und anschließenden Abhängen mit den mitgebrachten Unterhaltungsmedien (es applet  doch sehr im Raum!) ist relaxt und ruhig und verbindet alle mit dem guten Gefühl, hier im guesthouse von HIS in bisschen zu Hause zu sein.

Danke, Renate und Yakouba!