Samstag, 11. November 2017

Was mir das Lesen in der Bibel bringt



So lange ich denken kann, haben die Bibel und Jesus Christus eine Rolle in meinem Leben gespielt - zu unterschiedlichen Zeiten auch ganz verschiedene. Da es meinen Eltern als Christen wichtig war, mir Gott, Glaube und die Bibel lieb zu machen, kannte ich schon sehr früh viele Geschichten aus der Bibel und konnte sie nacherzählen. So habe ich die Phase der Kindheit mit der Gewissheit erlebt, dass ich einen "großen Freund" habe, der mich lieb hat und weiß, wer ich bin. 

Dieser Freund ist immer Jesus für mich gewesen. Und doch weiß ich heute, dass er für mich eher wie ein unerreichbarer Märchenprinz existierte. Er war wie ein Idol, das ich anhimmelte - aber doch irgendwie unerreichbar. Meine Phantasie erlaubte es mir, mir vorzustellen, was passieren würde, wenn er einfach zur Tür hereinkäme. Ich habe es mir oft gewünscht. Aber es geschah nicht.

Der Übergang vom kritischen Nachdenken über mich selbst und meine Lebensansichten hin zu einem "differenzierten" Kopfglauben warf meinen Märchenprinzen hinaus. Er war nicht gekommen. Nur eine leise Ahnung und eine Sehnsucht war zurückgeblieben, dass da vielleicht doch irgendetwas dran gewesen sein könnte. Die Ahnung sagte mir, dass es möglich sein muss, ihm zu begegnen - wie auch immer.

So war eine Reihe von Jahren geprägt von einer innerlichen Suche nach mehr als nur einem Märchenprinzen. Ich stieß auf Bibelstellen, die davon sprachen, dass "bei Gott die Fülle ist", dass wir "bei ihm keinen Mangel haben", ja sogar, dass "er allen Mangel ausfüllt". In dieser Zeit des Suchens ist mir die Bibel ganz neu als ein direkter Zugang zu Gott wichtig geworden. Ich verstand, dass sie ein Brief Gottes an mich, an die Menschen überhaupt, ist.

Gleichzeitig lernte ich mit der Zeit eine Reihe von Menschen kennen, die wie ich ständig oder immer wieder einen bestimmten "Mangel" in ihrem Leben spürten. Die wenigsten konnten definieren, was genau sie da fühlten. Einige glaubten, dass ihr Partner sie nicht genug liebe bzw. nicht angemessen genug in der Lage sei, Liebe zu zeigen. Andere wiederum vermissten überhaupt eine Partnerschaft. Wieder andere schoben diese "Mangelerscheinungen" auf die Tatsache, dass sie nicht ihren Wunschberuf ausüben konnten und stattdessen Kinder bekommen hatten (Frauen). Die Gründe schienen verschieden zu sein.

 "Aus seinem Reichtum wird euch Gott...alles geben, was ihr zum Leben braucht." (Phil.4,Vers19) 

Alles geben, was ihr braucht... Auch Liebe? Zufriedenheit? Ausgeglichenheit? Anerkennung? Wertschätzung?
So kam ich über meine Fragen und die anderer Christen über Verheißungen und Zusagen, die ich in der Bibel fand, zu einer Gewissheit, die tief in mein Innerstes fiel: Ja, genau so ist es: Jesus will meinen Mangel ausfüllen. Jeder Mensch kann und wird mich enttäuschen- auch der liebste Partner. Doch bei Gott finde ich vollkommene Annahme, totales Verstehen, tiefe Liebe.

Seitdem lerne ich täglich dazu. Ich weiß mich geliebt und wertgeschätzt. "Niemand kann mich von der Liebe Gottes trennen" (Römer 8, Vers 39). Solche und ähnliche Verse finde ich in der Bibel. Das ist für mich tägliche Realität. Daraus schöpfe ich Kraft für den Alltag und kann sogar noch etwas weiterreichen, wenn jemand danach fragt.

Jesus ist für mich einer geworden, auf den ich nicht mehr warten muss, dass er zur Tür hineinkommt. Er ist nämlich da, was ich als Kind nicht verstanden habe. Es liegt an mir, auf seinen Schoß zu klettern oder in seine ausgebreiteten Arme zu laufen. Heute weiß ich, dass er darauf wartet. Und heute weiß ich auch, dass es keine Rolle spielt, ob ich es „fühle“, dass er mir nahe ist. Sondern ich lebe aus der Gewissheit, dass er mir nahe ist, ganz unabhängig von meinem Lebensgefühl. Das hilft mir, weiter im Vertrauen zu wachsen und – hoffentlich – zu reifen.

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